„Paradigmen Wechsel“ in der Arthrose- und Schmerztherapie

Neuzeitliche Therapien basieren auf einem unterschiedlichen Verständnis der Schmerzursache

Konventionelle Medizin sieht Schmerz als das Ergebnis einer Gelenkschädigung, verursacht teils durch Degeneration (Alter, Abnützung), Entzündung oder Verkalkung. Das schulmedizinische Vorgehen besteht in der Gabe von Schmerzmitteln, physiotherapeutischen Verordnungen und Gelenkerneuerungen.

Die alternative Sichtweise und als Konsequenz daraus eine unterschiedliche Behandlungsstrategie sieht Schmerz und Abnutzung der Gelenkflächen als das Ergebnis von einem jahrelang bestehenden strukturellen Ungleichgewicht des muskulären und bindegewebigen Systems, wodurch es zu Fehlbelastungen der Gelenke und in deren Folge zu deren Abnutzung kommt. Hauptgrund dafür sind einseitige Überlastungen, sitzende Lebensweise und Inaktivität. Das heißt: Das zielgerechte therapeutische Vorgehen muss sich gegen die Ursache richten. Der Fokus liegt dabei sowohl auf der Lösung der verhärteten, verspannten und oft verschlackten Gewebestruktur rund um die Gelenke als auch auf der Harmonisierung der Bewegungsabläufe. Wir wissen, wenn sich die äußeren Bedingungen verbessern, kann die Selbstheilungskraft des Körpers wieder funktionieren und degenerative und zerstörerische Prozesse können aufgehalten oder zumindest verlangsamt werden.

Die neue Herangehensweise an Schmerz sagt: Wenn die Ursache des Schmerzes in einem falschen muskulären Problem besteht, dann muss es möglich sein, dieses Problem zu korrigieren. Und hierbei kommen die Ansätze der unterschiedlichen Behandlungsmethoden zum Einsatz.

Zu diesen Therapien der neueren Art zählen u.a. Osteopressur (Liebscher- und Bracht Therapie), Osteopathie und Ortho- Bionomy, Trigger Punkt Therapie, Faszien Behandlung, Sensomotorische Körpertherapie, Aktive- Release-Technique, dazwischen ergänzt durch wohltuende entspannende Massagegriffe. All diese Therapieformen haben das Ziel, verspannte Strukturen und ungleiche Muskelzüge zu lösen.

Ein entscheidendes, unabdingbares Element dieser Herangehensweise ist die Einbeziehung des Patienten. Aus einer passiven (Vermeidungs-) Haltung heraus („ich kann ja eh nichts machen“) hinein in die Eigenverantwortlichkeit. Die Anleitung zu sanften, zu Hause durchzuführenden (und bei den Terminen kontrollierten bzw.nachjustierten) Bewegungsübungen tragen entscheidend zur schnellen Schmerzreduzierung bei und bilden eine wichtige Ergänzung dieser neuen Therapien, einschließlich aller Schmerzen des Bewegungsapparates, chronischen Verspannungen, Nachbehandlung von Verletzungen und Operationen.

Sich Zeit zu nehmen für den Patienten, ihn mitzunehmen in ein Verständnis der Vorgänge und seiner Selbstheilungskräfte, die Angst zu nehmen vor den „unvermeidlichen“ Gelenkerneuerungen, ist eine erfüllende Aufgabe sowohl für den Therapeuten als auch für den Patienten.

Denn es ist wunderbar zu sehen, wie schnell der Körper auf diese Vorgehensweise reagiert und wie sich das Lebensgefühl verbessert durch Schmerzreduzierung, besonders aber auch durch eine größere und leichtere Beweglichkeit.

Leider übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen diese Art der Therapien nicht. Durch Einbeziehung des Patienten in den Heilungsverlauf und Anleitungen zur Selbsthilfe lassen sich die erforderlichen Termine und Kosten jedoch auf ein Mindestmaß reduzieren und individuell anpassen.

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